Kalk. Montagabend, 9 Grad Celsius, ein durch den Nieselregen leicht nasser Kunstrasen, Zuschauer und Flutlicht: Die Zutaten für einen aufregenden 10. Spieltag der vierten Bunten Liga standen bereit.
Die glorreichen Kicker vom Och Jeck F.C. wollten ihren Lauf fortsetzen und die Tabellenführung weiter ausbauen. Mit einem Sieg wäre der Aufstieg zum Greifen nahe und könnte dann am letzten Spieltag auch rechnerisch perfekt gemacht werden. Die Jecken waren hochmotiviert nochmal einen großen Schritt in Richtung des ersten Titels der noch jungen Vereinsgeschichte zu machen.
Der heutige Gegner hieß „Schönheit und Ausdauer“. Attribute, die sich das Trüppchen ebenfalls auf die Fahnen schreiben könnte. Das erste aufeinandertreffen dieser Teams konnte der Och Jeck F.C. seinerzeit mit 3:1 für sich entscheiden. Tabellarisch rangierten die Jungs von Schönheit und Ausdauer im unteren Drittel des Klassements und mussten bereits drei Niederlagen hinnehmen. Wer hier von einem einfachen Spiel ausging, sollte sich jedoch täuschen. Zwei der drei Niederlagen von Schönheit und Ausdauer resultierten daraus, dass die Mannschaft nicht zum Spiel antrat und die Partie damit mit 0:3 gewertet wurde. So waren die Jecken also gewarnt, das hier durchaus mit mehr Gegenwehr zu rechnen war, als dies beim Rekordsieg (15:1) letzte Woche der Fall war.
Die ersten Spielminuten waren daher auch vom Abtasten beider Mannschaften geprägt. Die Karnevalisten, diesmal im weißen Heimtrikot von Beef-Brothers, ließen dann Ball ruhig durch die eigenen Reihen laufen. In der 7. Spielminute näherte sich Schönheit und Ausdauer das erste Mal dem Och-Jeck-Tor, welches heute von Dursun gehütet wurde. Nach einem Freistoß aus dem linken Halbfeld kam ein Gegenspieler aus dem Getümmel zum Abschluss. Der flach geschossene Ball flog schon an Keeper Dursun vorbei, doch Püttmann konnte stark auf der Linie klären. Das war ein Weckruf für das Trüppchen, welches schon mit der nächsten gefährlichen Aktion das 1:0 markieren konnte. In einen Domann-Schuss aus der zweiten Reihe hielt Fellner seinen Fuß. Der Ball prallte nach oben ab und Fellner konnte ihn aus der Drehung im linken Winkel platzieren. Der Keeper von Schönheit und Ausdauer streckte sich vergeblich. Dies war das zweite Saisontor für unseren Schweizer Goalgetter (13 Spielminute), der insbesondere in wichtigen Spielen zu Höchstform aufläuft. Vier Zeigerumdrehungen später spielte Stünkel einen feinen Steilpass auf Lesch, hier war der herauseilende Torwart jedoch einen Schritt schneller und verhinderte somit das fast schon sichere 2:0. Die nächsten Minuten waren etwas zerfahren. Bis auf einen Weitschuss von Schönheit und Ausdauer, welchen Dursun sicher festhalten konnte, hatte die Partie sich vorerst eine Verschnaufpause gegönnt. Erst in der 30. Minute blitzte das spielerische Können des Och Jeck FC, diesmal in Form von Lesch, wieder auf. Im Zentrum ließ er zwei Gegenspieler wie Slalomstangen stehen und passte rechts raus auf Hüttebreucker, der den Ball knapp links neben das Gehäuse setzte. Hier wäre der Torwart machtlos gewesen. In der 39. Minute konnte sich De Fries auf dem Flügel durchsetzen, seine scharf geschnittene Flanke konnte der gegnerische Torwart aber gerade noch abfangen.
Kurz darauf fasste sich Sascha Wiegrefe aus der zweiten Reihe ein Herz und schoss einen platzierten Ball aufs gegnerische Tor, welchen der Goalie gerade noch zur Ecke ablenken konnte. Während sich alle schon auf die motivierende Halbzeitansprache des Coachs gefasst machten, hatte der Schiedsrichter wohl noch nicht genug gesehen und ließ sehr lange nachspielen. Und genau daraus resultierte der Ausgleich: Nachdem alle Anspielstationen zugestellt waren, zog ein Schönheit und Ausdauer-Akteur zur Verwunderung aller aus 23m mit dem Außenrist ab. Der Sonntagsschuss schlug im rechten Winkel ein und sorgte für großen Jubel bei den Gästen (45+4). Auch nach diesem Tor hatte der Referee noch nicht genug. Auch die Jecken wollten mit einer Führung in die Pause gehen und konnten sich noch zwei schnelle Chancen erarbeiten: Einen Lesch-Freistoß konnte der gegnerische Torwart noch gerade so zur Ecke ablenken und der daraus resultierende Abschluss von Stünkel rauschte knapp rechts vorbei (45+5). Dann hatte aber auch der Schiri genug gesehen und bat die Teams zum Pausentee.
Coach Broer und sein Vertreter Younes hatten einige Auffälligkeiten im Spiel des Gegners bemerkt und wiesen die Mannschaft insbesondere auf die gefährlichen Steilpässe und langen Bälle der gegnerischen Truppe hin. Ansonsten hatte der Och Jeck das Spiel weitgehend im Griff und konnte auch bereits einige schöne Kombinationen zeigen. Darauf konnte man auf alle Fälle aufbauen. Aber nun rein in die zweite Spielhälfte.
In der 49. Spielminute zeigte Schönheit und Ausdauer wieder einen dieser gefährlichen Steilpässe, Goalie Dursun hatte in der Halbzeit jedoch gut zugehört und eilte heraus, um die Gefahr zu beseitigen. Hier waren durchaus Parallelen zu Manuel Neuer auszumachen. Nach 53. Minuten nahm Marcel Spahn eine Och-Jeck-FC-Ecke volley, scheiterte aber am blockenden Gegenspieler. Im Anschluss sah die Nummer 17 von Schönheit und Ausdauer aufgrund eines Wechselfehlers die gelbe Karte. Diese unnötige Aktion sollte im späteren Spielverlauf noch von Bedeutung sein. Nachdem das Match nun einige Minuten vor sich hinplätscherte, übernahm plötzlich der Gast das Spielgeschehen.
In der 61. Minute war der Schönheit-und-Ausdauer-Stürmer frei durch, umkurvte Dursun im Tor doch sein Abschluss konnte wieder einmal von Püttmann auf der Linie geklärt werden. Da hatten die mitgereisten Och-Jeck-Anhänger schon kurz fest mit dem 1:2 gerechnet. Eine Minute später kombinierte sich Schönheit-und-Ausdauer wieder in den 16er des Och Jeck, den Querpass in den Rückraum setzte der Stürmer jedoch aus sechs Metern über das Gehäuse. Kurz darauf blockte Spahn einen Wuchtschuss der Gäste, der durchaus hätte gefährlich werden können.
In der 72. Spielminute konnten sich die Karnevalisten kurz von der Umklammerung befreien und erspielten sich zwei Eckbälle, die leider nichts einbrachten. Und so ging es in der 75. Minute plötzlich Schlag-auf-Schlag. Ein Angriff der Gäste fand (einen im Abseits stehenden) Schönheit-und-Ausdauer-Stürmer, die Proteste der Jecken wurden nicht erhört und so spielten die Gäste einfach weiter und kombinierten sich in den Strafraum, wo der Sturmpartner nach leichter Berührung von Püttmann zu Fall kam. Den fälligen Strafstoß konnte Dursun sogar festhalten und die Bank des Och-Jeck-FC jubelte bereits. Doch plötzlich ertönte ein Pfiff: Der Referee signalisierte, dass ein Spieler zu früh in den 16er gelaufen sei. Der Elfmeter musste wiederholt werden. Diesmal entschied sich der Stürmer von Schönheit-und-Ausdauer für die linke (statt wie im ersten Versuch die rechte) Ecke und traf somit zum 1:2. Keeper Dursun war in die andere Ecke unterwegs. Der Jubel bei den Gästen war groß, doch das Trüppchen wollte dieses Ergebnis so nicht hinnehmen. Nach diesem Gegentreffer in der 76. Minute war plötzlich nur noch der Och Jeck FC gefährlich.
Nach 82 Minuten strich ein Freistoß von Lesch knapp über die Latte. Zwei Minuten darauf versuchte sich Stünkel aus der Distanz: Ebenfalls knapp drüber. Doch die Jecken wussten die Feldüberlegenheit nun auch in Tore umzumünzen. In der 87. Minute spielte Lesch einen starken Ball aus dem Zentrum in den Rücken der Abwehr, wo sich Marlon Hüttebreucker lösen konnte. Nach einer starken Annahme behielt er die Übersicht und legte quer für den aufgerückten Wiegrefe, welcher nur noch einzuschieben brauchte. Doch das 2:2 war dem Trüppchen nicht genug. Ein Sieg sollte her, um die Tabellenführung abzusichern. Und die Jungs von Schönheit und Ausdauer waren nach dem sicher geglaubten 2:1 nun völlig von der Rolle. Nur eine Minute später fand ein Freistoß von Lesch den Kopf von Wiegrefe, dessen Kopfball flog aber knapp links vorbei.
Der Och Jeck drückte weiter auf das Siegtor. Henrik Püttmann spielte einen feinen Ball auf ‚Juninho‘ Stünkel, dessen Abschluss durch den Torwart pariert wurde. Neunzig Minuten waren nun gespielt. Ein letzter Konter der Gäste konnte stark von Arlt unterbunden werden und dann ging es in die fünfminütige Nachspielzeit, an welche sich das Trüppchen in jedem Saisonrückblick gerne erinnern wird. In der zweiten Minute der Nachspielzeit zunächst ein Abschluss von Spahn, welcher knapp über das Gehäuse flog. Dann ein schöner Spielaufbau der Jecken über den umtriebigen Falkenberg, welcher nur durch ein taktisches Foul gestoppt werden konnte. Dies bedeutete die zweite gelbe Karte für die Nummer 17 der Gäste und folgerecht gelb-rot. Das Trüppchen war somit die letzten beiden Minuten der Nachspielzeit in Überzahl. Und das sollte sich prompt auszahlen. Zum folgenden Freistoß aus 25 Metern trat wieder Lesch an. Instinktiv sah er, dass die Mauer etwas weit links platziert war und so flog sein strammer Schuss rechts an der Mauer vorbei und setzte sich mit etwas Drall genau ins linke untere Eck (90+4). Da wurden Erinnerungen an Roberto Carlos‘ Freistoß beim Spiel gegen Frankreich wach. Die gesamte Bank stürmte den Platz und die anwesenden Fans lagen sich in den Armen. Das müsste es doch nun gewesen sein. Und in der Tat: Die letzte Minute der Nachspielzeit nahm das Trüppchen spielerisch von der Uhr und so blieb es beim Endstand von 3:2 für die Karnevalisten aus Sülz.
Nach dem Duschen endete der Abend noch mit ein-zwei Kölsch gemeinsam mit der gegnerischen Mannschaft und den Fans.
Zum Abschluss stand wie gewohnt die Wahl zum Beefbrothers-Spieler-des-Spiels (BbSdS) an, welche Debütant Dursun für sich entscheiden konnte. Der Och Jeck FC beendete damit auch den zehnten Spieltag mit einem Sieg und steht vorerst ungefährdet an der Tabellenspitze. Beim Saisonfinale am elften Spieltag kann somit der Aufstieg perfekt gemacht werden.
TORE: 1:0 Martin Fellner (13. Minute), 2:2 Sascha Wiegrefe (87. Minute), 3:2 Lukas Lesch (90+5. Minute)
„Gibt es die Aufstiegsshirts schon im Fanshop? – Der Och Jeck F.C. gewinnt dank einer turbulenten Schlussphase mit 3:2 gegen Schönheit und Ausdauer und steht vor dem ersten Titelgewinn der Vereinsgeschichte.“
Kölner Stadt-Anzeiger