WAHLSCHEID Die Kulisse hätte nicht besser gewählt sein können für den ersten Auftritt der Jecken im neuen Jahrzehnt. Die Mehrzweckhalle im beschaulichen Wahlscheid bei Lohmar besticht mit einer ordentlichen Portion Retro-Charme. Ein Hauch von Blut, Tränen und Schweiß liegt in der Luft. Da fühlt man sich direkt wieder wie ein 10-Jähriger im Sportunterricht. Oder eben zurückversetzt in die gute, alte Zeit der Hallenturniere: mit Bande, mit Filzball und dem gnadenlosen Buzzer, wenn die Zeit abgelaufen ist. In einem Wort: Herrlich!
Spiel 1: Aufgrund einer kurzfristigen Absage eines Teams, musste der Spielplan noch mal etwas angepasst werden und die Jecken durften das Turnier kurzerhand eröffnen. Im ersten Spiel ging es gegen den Kegelverein der Biberbrüder. Coach Broer beorderte Capitano Lesch ins Tor und setzte auf Torsten „Zapata“ Schlotmann, Bernd „Bernie“ Komor, Nico Domann und Jonas „Hacki“ Hackmann in der Startformation. Auf der Bank saßen zu Beginn Coach Broer, Fred Broer und Christian Lesaar.
Der Beginn in die Partie und ins Turnier kann man vorsichtig als holprig bezeichnen. Die Biberbrüder setzten die Jecken sehr früh unter Druck und pressten hoch. Die fahrigen Karnevalisten schafften es nicht, sich aus dem Würgegriff der technisch starken Kegelbrüder zu kombinieren. Und so kam es wie es kommen musste: leichter Ballverlust im Spiel nach vorne und ein Biberbruder hat im eins-gegen-eins leichtes Spiel beim Einschieben. Auch nach dem 1:0 waren die Bibderbrüder deutlich besser im Spiel. Immer wieder kombinierten sie sich vor das Tor von Lesch und kamen zu guten Abschlüssen. Die Jecken hingegen schafften es nicht, selbst Chancen herauszuspielen. Schnell fielen durch weitere einfache Ballverluste die Gegentore 2 und 3. Auch die drei Wechsel der Bankspieler nach 5min brachte keine signifikante Verbesserung. Die ersten beiden Schüsse aufs gegnerische Tor wurden aber endlich abgegeben. Doch waren es leider eher Schüsschen von Lesaar, die den Gegner vor keine größeren Probleme stellten. Die Biberbrüder hingegen erspielten sich das nächste sehr ansehnliche Tor mit feiner Kombination. 4:0 hinten und noch 2 Minuten zu spielen. Wenigstens den Ehrentreffer wollten die Rot-Weißen noch erzielen. In der letzten Spielminute wurde Lesaar dann auf außen geschickt und der fackelte nicht lange. Mit einem Schuss aufs kurze Eck wurde der gegnerische Schlussmann überwunden. Mit 4:1 ging Spiel 1 also deutlich verloren und es wurden die ersten Stimmen lauter, dass man sich lieber auf die Meta-Wertung konzentrieren solle.
Spiel 2: Nach einer guten Stunden Pause und dem ein oder anderen Kölsch war die Laune der Jecken schon wieder viel besser als kurz nach Abpfiff. Es war ja immerhin noch alles möglich. Doch im zweiten Gruppenspiel wartete mit dem Herren-Team der SpoHo der Vorjahressieger. Coach Broer wollte nicht noch mehr Gegentore riskieren und stellte sich dementsprechend selbst ins Tor. Stürmer und Kapitän Lesch startete dafür im Feld und Komor nahm zu Beginn auf der Bank Platz.
Mit dieser Aufstellung sollten auch die weiteren Spiele begonnen werden. Die Jecken kamen direkt besser ins Spiel und waren griffiger in den Zweikämpfen. Es wurde kaum eine Chance zugelassen und wenn doch war der Keeper zur Stelle. Auf der Gegenseite wussten die Spieler des OJFC ebenfalls besser zu gefallen. Nach schönem Solo von Domann aus der eigenen Hälfte stand es 1:0 für die Jecken. Und nun hatten die Kicker in rot und weiß Blut geleckt. Sie wollten die Schmach aus dem ersten Spiel vergessen machen. Das 2:0 fiel nach einer schönen Kombination und eiskalter Vollstreckung durch Bernie Komor aus kurzer Distanz. Der Vorjahressieger war sichtlich hilflos gegen die Spielfreude der Jecken. Den Abschluss markierte wieder Domann mit seinem zweiten Treffer. Bei diesem Auftritt gab es wirklich nichts zu meckern.
Spiel 3: Die Ausgangslage vor Spiel 3 war klar: mit einem Sieg wäre man sicher weiter, mit einem Unentschieden müsste man auf Schützenhilfe hoffen und mit einer Niederlage wäre man ausgeschieden. Jeder der Coach Broer kennt weiß, dass er nur eine Richtung vorgeben würde: klar auf Sieg spielen. Gegner war das Regionalliga-Damen-Team der SpoHo (inkl. einem Mann). Es war ein ausgeglichenes und technisch hochwertiges Spiel mit wenigen Chancen auf beiden Seiten. Doch dann war auf einmal die Riesenchance da. Die Damen waren zu weit aufgerückt und wurden ausgekontert. Hackmann wurde mustergültig steilgeschickt und dieser lief allein auf die Torfrau zu. Doch der Weg war anscheinend zu lang und Stürmer „Hacki“ hatte zu viel Zeit zum Überlegen. Im eins-gegen-eins behielt die Torfrau die Oberhand und konnte den flachen Schuss abwehren. Es stand also weiter 0:0. Dann passierte es: Ecke von rechts für die Damen und am kurzen Pfosten wurde eine Gegenspielerin übersehen, die perfekt einlief. Keine Chance für den Keeper und das 1:0 für die Damen. Mit diesem Spielstand wäre man ausgeschieden. Doch noch war nicht Schluss. Wie schon in Spiel 1 wurde Lesaar auf der rechten Seite schön angespielt und mit seinem weltbekannten schnellen Antritt ließ er seine Gegenspielerin stehen und traf mit einem platzierten Schuss ins rechte Eck. Das 1:1 ließ die Karnevalisten wieder hoffen. Die restlichen 2 Minuten verliefen aber ohne weiteren Höhepunkt. Nun hieß es darauf zu hoffen, dass man als bester Drittplatzierter in die K.O.-Spiele einziehen darf. Und genau so kam es dann auch. Durch das Unentschieden gegen die Damen war das Viertelfinalticket gebucht.
Viertelfinale: Und es sollte gegen einen bekannten Gegner gehen. Aufgrund der Auslosung hieß der Gegner wieder Herren-Team der SpoHo. Direkt zu Beginn des Spiels war klar, dass die Grünbekleideten noch eine Rechnung offen hatten. Sie spielten mit ordentlich Körpereinsatz und griffen zu nicht immer legalen Mitteln. Das Spiel war absolut offen. Auf beiden Seiten gab es gute Chancen und die Keeper hatten einiges zu tun. Doch dann kam der Nackenschlag für die Rot-Weißen: 1:0 für die SpoHo. Und dabei sollte es nicht bleiben: Kapitän Lesch sicherte bei einer Ecke als letzter Mann hinten ab und der Ball kommt im hohen Bogen in seine Richtung. Lesch nimmt den Ball runter und versucht diesen vor dem heranstürmenden Gegner abzuschirmen, wird jedoch deutlich umgerissen. Der ganz schwache Schiri ließ jedoch weiterspielen und gab das aus dem Konter resultierende Tor. Unverständlich, wie dieses Foul übersehen werden konnte. Doch noch war genügend Zeit, um den 2-Tore-Rückstand zu drehen. Nach einigen vergebenen Chancen war es wieder Lesaar, der den Ball im Netz unterbrachte. Kurz zuvor war er noch zentral am guten Keeper gescheitert, doch beim zweiten Versuch konnte er diesen aus rund 8m überwinden. Goalie Broer war nun nicht mehr im Tor zu halten und spielte offensiv mit, um noch irgendwie den Ausgleich zu erzielen. Doch dieser sollte leider nicht mehr fallen. Nach couragiertem Auftritt scheiterten die Kicker von Och Jeck am Vorjahressieger, der sich auch in diesem Jahr wieder die Krone aufsetzen sollte.
Insgesamt war es ein guter Start der Karnevalisten, um sich nach den Weihnachtstagen die Festtagsgans und den Alkohol aus den Beinen zu schütteln. Anfang Februar wartet dann mit dem Hallenmasters der Bunten Liga Köln das nächste Hallen-Highlight auf die Rot-Weißen, bevor es dann wieder im Ligabetrieb richtig losgeht.
TORE: : Christian Lesaar (3), Nico Domann (2), Bernd Komor (1)
„Budenzauber im wunderschönen Retro-Look – Karnevalisten scheiden unglücklich im Viertelfinale aus.“
Kölner Stadtanzeiger