KALK Schlägt der Fußballphilosoph das Lexikon der elementaren Fußballweisheiten auf, wird er schnell fündig: „Ein Spiel dauert 90 Minuten“. Und schon gar keine 50 Minuten reichen aus, um in der dritten Bunten Liga zu bestehen.

Bestand hatte am Montagabend in Kalk ab der 55. Spielminute nur die Verunsicherung in den Köpfen und Beinen der Jecken. Es wird immer noch gerätselt, ob es am bevorstehenden Gruselschauspiels in der Innenstadt lag (Anm. der Redaktion: Es war der Halloweenabend), oder an der grausamen Effizienz der Gegner. Denn die vereinigten Kickers aus United (Kommen die wirklich daher?), nutzen in der ersten Hälfte jede Chance und markierten somit die Führung.

0:1 lag das Trüppchen zurück, als sich Kevin Müller auch fußballerisch seinem Nachnamen anpasste: In „Thomas-Müller-Manier“ spitzelte er einen Zuckerpass in den Lauf des wieselflinken Younes, der Rest war das, was man in Fachkreisen als „eiskalt“ bezeichnen würde. Kurz vor der Pause ereignete sich dann Spektakuläres: Hackmann brach auf der rechten Seite so unwiderstehlich durch, wie es sonst nur von Rocco Siffredi in Tarzan X bekannt ist, und flankte an den Elfmeterpunkt. Ein Seitfallzieher von Iyad Messiyounes folgte und versetzte das versammelte Fachpublikum in eine unwirkliche Mischung aus Wahnsinn und Euphorie. Dahin, wo sonst nur Eutelsat oder Astra in 18.000 Meter Entfernung ihre Satellitenbahnen ziehen, schraubte sich der Syrisch-Deutsche Modellasket und hämmerte das Leder in die Maschen. 2:1 für Och Jeck – die Sockelarbeiten für ein Younes-10-Denkmal sollen in Kalk am späten Montagabend begonnen haben.

Der spielende Coach Vinzent Broer war noch so fasziniert von dieser Aktion, kurz vor der Halbzeit vergaß er im 1:1 gegen den Torwart einen Abschluss folgen zu lassen. Das hochverdiente 3:1 bleib also aus. Die Halbzeit kam, erste Kürbiskerzen in der Nachbarschaft flackerten und für die Jecken gab es nach süßem jetzt nur noch saures.

Da sich der Schiedsrichter an diesem Tag mehr um seinen Tabakkonsum sorgte als um korrekte Abseitsentscheidungen, übersah er beim Ausgleich der Kickers läppische anderthalb Meter. Knappe Kiste. Kurz darauf folgten Freistoßentscheidungen, vor denen sich selbst Frankenstein gegruselt hätte. Trotzdem: Man muss diese auch erstmal derart nutzen. Traumtore in Beckham und Pirlo-Manier besorgten den 2:4 Endstand.

Begraben konnte das Trüppchen irgendwelche Ambitionen spätestens, nachdem man 6, in Worten sechs wirklich SECHS Hochkaräter am Kasten vorbeijagte. Wir schlagen das Fachlexikon zu, mit der Fußballweisheit „Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh“.

TORE: 1:1 Iyad Younes (31. Minute), 2:1 Iyad Younes (39. Minute)

„Traumtore, Schauriger Schiedsrichter und gruselige Chancenverwertung – quo vadis Och Jeck FC? “
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